„Pädagoge zu sein, heißt, sich selbst immer in die Seele des Studenten zu versetzen und nie das Umgekehrte zu verlangen.“

„Die Erfahrung vieler Jahre hat mich gelehrt, dass man nie nach einem einzigen Studienjahr vorhersagen kann, ob und wie viel an Entwicklungspotential in einem Studierenden ist.

Und so gehört es zum Schlimmsten, einem jungen Menschen nach mehreren Jahren gemeinsamer Arbeit sagen zu müssen, dass man für ihn keine Zukunft als Dirigent sehen kann.

Seine berechtigte Frage, warum man ihm das nicht schon früher gesagt habe, bleibt so meist unbeantwortet.

Der Gesang ist und bleibt das Wichtigste

Ich verlange von jedem meiner Schüler, regelmäßig im Chor zu singen. Der Gesang ist und bleibt das Wichtigste. Egal, in welcher Form man Musik betreibt, das natürliche Atmen und damit Erlernen, Phrasen zu formen, ist unerlässlich.

Mit Musik grenzenlos ins Ziel kommen

Wie wunderbar ist es zu erleben, wenn junge Menschen in ihrer Liebe zur Musik (grenzenlos) weit über das Ziel treffen, Tempi und dynamische Vorschriften ignorieren. Wer mit 25 nicht übertreibt, dem mag ich nicht mehr zuhören, wenn er 50 geworden ist.

Wenn jemand in meine Klasse kommt und von einem großen Vorbild nachhaltig geprägt ist, versuche ich immer, dieses Vorbild, unabhängig davon, was ich über dieses denke, in den Vordergrund zu rücken.

Sobald der dirigierende junge Mensch begriffen hat, dass er seinen großen Meister nicht gegen mich verteidigen muss, beginnt er von selbst, sich zu finden und ein wenig zuzuhören, was ich ihm mitgeben will.

Begabte unterrichten

Am schwierigsten ist es, genial Begabte zu unterrichten. Entweder wollen sie keine Grenzen sehen, oder aber sie sehen nur diese und verzagen an ihren eigenen Ansprüchen.

Das Dümmste, das man seinen Schülern sagen kann, ist: Ihr habt das herrlichste Instrument der Welt vor euch. So lernen sie, Menschen gering schätzen, die nicht selten viel begabter sind als sie selbst.

Musik atmen

Lehre deine Studenten, mit Musik zu atmen: Der Sänger muß es tun, der Bläser auch. die Pianisten, die Streicher und wir haben es verlernt.

Versuche nie, eine Dirigierschule zu entwickeln. Es gibt sie nicht.

 Lehre deine Studenten, dass nicht nur das „was“, sondern auch das „wie“ ihrer Bitten an den Chor, das Orchester, die Sänger etc. entscheidend ist.

Mehr und mehr bevorzuge ich ganze Arbeitswochen gegenüber dem normalen Unterricht. Nur so lernt jeder von jedem ständig, nur so erkenne ich täglich wieder eine neue Variante in der Persönlichkeit eines jungen Menschen. Anschließende Unterrichtspausen dienen dazu, alles Erlernte zu verarbeiten und selbst zu entwickeln.

Lehrer zu sein heißt nicht, wertvolle Zeit zum Dirigieren zu verlieren und in der eigenen Karriere Schaden zu nehmen. Es bedeutet, in jeder Stunde wieder selbst etwas zu lernen, das einem bis dato nicht bewußt gewesen ist.

Eine prachtvolle Erkenntnis!“

„Wie wunderbar ist es zu erleben, wenn junge Menschen in ihrer Liebe zur Musik grenzenlos über das Ziel treffen“

Martin Sieghart

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Bevorstehende Masterclasses

 

9 – 14 Juli 2023, Hradec Kralove, Tschechien
Maestro Martin Sieghart & Hradec Králové Philharmonisches Orchester.
 
8 – 13 October in Hradec Králové mit FHK
Programm für die Meisterklasse:
Johann Strauss II
– „The Gypsy Baron,“
– Ouvertüre
Carl Maria von Weber
– Ouvertüre zu „Oberon“
Beethoven-Symphonie Nr. 5
Brahms Symphonie Nr. 3
Smetana „Vltava“
 
10. – 15. Februar 2024 in Prag mit PKF-Prague Philharmonia